Zum Equal Pay Day 2013
Die SPD-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses setzt sich ein für gleichen Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit.
Ein Text von Ina Czyborra, frauenpolitische Sprecherin, und Birgit Monteiro, arbeitsmarktpolitische Sprecherin
Woher kommt die Lohnlücke in Deutschland zwischen Männern und Frauen?
- Frauen werden für gleiche Arbeit schlechter bezahlt
- Frauen werden für gleichWERTIGE Arbeit schlechter bezahlt
- Frauen arbeiten familienbedingt häufiger in Teilzeit
- Frauen erreichen immer noch nicht annähernd so viele Führungspositionen wie Männer
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Das ist klar: Wenn ein Mann und eine Frau nebeneinander am Band stehen und exakt das Gleiche tun, dann sollen sie auch gleich verdienen. Das war lange Zeit nicht so, wird heute aber durch Tarifverträge geregelt. Schwierig wird es da, wo die Tarifverträge nicht gelten, sondern die Löhne individuell ausgehandelt werden. Da verdienen Frauen oft schlechter bei gleicher Tätigkeit als Männer und wissen es noch nicht einmal. Das betrifft alle Branchen und Unternehmen, in denen keine Tarifbindung besteht und vor allem Führungsetagen, wo außertariflich bezahlt wird.
Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit!
Jetzt wird’s kompliziert. Was heißt gleichwertig? Auch da gibt’s relativ einfache Antworten:
Gleichwertige Arbeit bedeutet, dass die Ausbildung gleich lange gedauert hat und gleiche Voraussetzung hatte, gleiche Dauer an Berufserfahrung vorliegt, die gleiche Personalverantwortung und gleichartige Risiken zu tragen sind. Auch das ist nachvollziehbar und kann in einem Verfahren namens EG-Check (Entgeltgleichheitscheck) überprüft werden.
Und nun kommen wir zur Ideologie: Es wird behauptet, es gäbe eben wichtigere oder produktivere Tätigkeiten als andere. Die eine Tätigkeit sei an der Wertschöpfung eines Unternehmens stärker beteiligt als andere. Das ist reine Ideologie. Jede Tätigkeit in einem Unternehmen ist für den Erfolg des Unternehmens wichtig, sonst würde das Unternehmen sie nämlich gar nicht ausführen lassen. Auch wenn ein Unternehmen, das eigentlich Rohre produziert, einen Betriebskindergarten einrichtet, dann tut es das, weil es für notwendig gehalten wird, um zum Beispiel qualifiziertes Personal an das Unternehmen zu binden. Das Gleiche gilt für die eigene Dienstwagenflotte. Jede/r kann sich selbst einen Kindergartenplatz suchen oder ein Auto kaufen. Auch die Dienstwagen sollen MitarbeiterInnen an das Unternehmen binden. Nach welcher Formel soll berechnet werden, welchen Anteil welche Mitarbeiterin und welcher Mitarbeiter am Unternehmen haben? Jede/r wird gebraucht, ohne sie oder ihn liefe es im Unternehmen auf jeden Fall schlechter.
Immer, wenn Tätigkeiten überwiegend von Frauen ausgeführt werden, werden diese Tätigkeiten interessanterweise als weniger werthaltig betrachtet. Das geht sogar so weit, dass Berufe, die früher von Männern ausgeübt wurden, in denen sich aber heute viele Frauen engagieren, plötzlich im Ansehen und im Lohnniveau sinken. Das nennt man Feminisierung und ist in vielen Bereichen zu beobachten. Ursache hierfür ist altes Denken, das davon ausgeht, dass der Mann der Hauptverdiener sei und die Frau nur hinzuverdient (um sich ab und zu die Fingernägel machen zulassen). Diese alten, tief verwurzelten Rollenbilder führten zu einer Abwertung der weiblichen Arbeitskraft als minderwertig.
Damit muss endlich Schluss sein! Dazu gibt es Methoden und das können wir gesetzlich regeln.
In Berlin haben wir ins Vergabegesetz geschrieben, dass nur Unternehmen Aufträge aus dem öffentlichen Dienst erhalten sollen, bei denen gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit gezahlt wird. Um die Einhaltung dieses Gesetzes zu sichern, richten wir eine Kontrollgruppe ein.
In den landeseigenen Unternehmen werden wir Schritt für Schritt untersuchen, ob es immer noch unterschiedliche Löhne für gleichwertige Arbeit gibt. Die Wasserbetriebe erproben gerade ein Verfahren, um die manchmal versteckten Ungleichheiten aufzudecken.
Alle öffentlichen Verwaltungen und alle landeseigenen Betriebe sollen Frauenförderpläne erstellen.
Wenn im öffentlichen Dienst Berlins wieder Personal eingestellt wird, sollen alle Teilzeitkräfte ein Angebot erhalten, wieder Vollzeit zu arbeiten und das mit Weiterbildung zu kombinieren.
Siehe auch: http://www.spdfraktion-berlin.de/themen/equal-pay-day-2013/