Pilgern auf historischem Wege: Hennigsdorf-Fehrbellin
Gastbeitrag von Bernd Mentele
Wir hatten uns vorgenommen, mit dem Fahrrad den historischen Pilgerweg Berlin-Bad Wilsnack bis Fehrbellin zu fahren und daraufhin zu prüfen, ob auch Menschen mit Behinderung, im Rollstuhl oder per Fahrrad, diesen Weg bewältigen können.
Das Ergebnis wollten wir in einem Seminar am 26.08.2010 im Nachbarschaftshaus ORANGERIE, Schulze-Boysen-Straße 38, 10365 Berlin, Menschen mit und ohne Behinderung vorstellen, die wir als Gäste eingeladen hatten.
Am Freitag, 21.08.2010, kam der Sommer noch einmal für ein Wochenende zurück nach Berlin.
Wir bestiegen unweit des Alexanderplatzes unsere Räder, fuhren durch den morgendlichen Berufsverkehr bis zum S-Bahnhof Oranienburger Straße, nahmen die S-Bahn, um die Stadt zu verlassen und bereits nach einer halben Stunde verließen wir den S-Bahnhof Hennigsdorf.
Auf dem Bötzower Weg fuhren wir nun einige Kilometer durch Wald, Wiesen und Felder, der Weg ist gut asphaltiert und autofrei.
2 Kilometer vor Bötzow endete dieser Weg, auf einer ziemlich stark befahrenen Landstraße ging es weiter. An der Dorfaue in Bötzow zeigte uns ein Wegweiserkreuz die Richtung und bald darauf befanden wir uns auf der Alten Hamburger Poststraße, die nun 12 Kilometer durch den Wald führt. Sie ist an einigen Stellen sandig und dort dann schwer zu befahren.
Wir überquerten eine Autobahn und hatten als Ziel des ersten Tages Staffelde: auf einem Bauernhof verbrachten wir die Nacht im Heuquartier.
Nach dem Frühstück fuhren wir über Flatow auf Feldwegen und Landstraßen ins Storchendorf Linum, Schwester Anneliese führte uns durch die imposante Kirche und sagte uns eine Führung zu, wenn wir mit einer Gruppe wiederkommen.
Landschaftlich reizvoll ist der alte Treidelweg in Richtung Hakenberg an Kanälen entlang, für Rollstuhlfahrer aber ohne fremde Hilfe nicht zu schaffen, wie wir glauben.
Wir fuhren 3 Kilometer auf der Landstraße nach Hakenberg und besichtigten das Denkmal für die Schlacht bei Fehrbellin, die Preußen den Weg zur Großmacht ebnete.
Auf einer ziemlich stark befahrenen Landstraße gelangten wir über Tarmow nach Fehrbellin und besichtigten die Stadtkirche.
Auf dieser Landstraße fuhren wir zurück nach Linum, dort hatten wir unser Quartier in der Landpension Adebar gebucht.
Am Sonntag, nach dem Frühstück, setzten wir uns auf die Räder und fuhren noch einmal nach Fehrbellin. In der Kirche hatten wir unsere Kamera liegen lassen, wir hofften, dass wir sie wiederfänden, sämtliche Fotos dieser Reise wären sonst verloren. Auf dem Altar sahen wir dann tatsächlich unsere Kamera, jemand hatte sie dort abgelegt. Wir danken auf diesem Wege herzlich diesem Menschen!
Von Fehrbellin aus traten wir die Heimreise an, wollten aber doch noch einmal versuchen, die Kirche von Hakenberg zu besichtigen. Dieses Mal fanden wir im Alten Pfarrhaus eine Familie, die einen Schlüssel zur Kirche hat und sie uns öffnete. Wir waren wegen der Ausstellung im Obergeschoss hierher gekommen, die eine Sammlung Kanonenkugeln aus der Schlacht bei Fehrbellin zeigt. Die Tür, mit der diese Ausstellung verschlossen ist, war früher die Kirchentür. Auf ihr sind die Spuren schwedischer Äxte um das Türschloss herum gut zu erkennen.
Eine Besichtigung für Rollstuhlfahrer wäre schwierig, auf dem Weg müssten mehrere Stufen überwunden werden. Barrierefrei waren auch die anderen von uns besuchten Kirchen nicht, das Gleiche gilt für die von uns angefragten Pensionen.
In dem Seminar am 26.08.10 im Nachbarschaftshaus ORANGERIE entstand bei den Anwesenden der Wunsch, im Frühjahr 2011 an einem Tag, vorerst ohne Übernachtung, gemeinsam den Pilgerweg von Hennigsdorf nach Bötzow zurückzulegen. Ein erstes Treffen wird es dazu Mitte November 2010 im Nachbarschaftshaus ORANGERIE geben.
Fotos
[pictobrowser birgitmonteiro 72157624974339206]