Matthias Vernaldi stellte mir als Gastbeitrag für meine Homepage seinen Vortrag zur Verfügung, den er im Rahmen der Ringvorlesung „Behinderung ohne Behinderte?! Perspektiven der Disability Studies“, Universität Hamburg, am 14.05.2012 hielt: Der Umgang unserer Kultur mit Behinderung – von der fürsorglichen Internierung zur Teilhabe zum kleinen Preis
Sehr verehrte Hörer, liebe Leute,
es freut mich sehr, dass ich heute hier stehen kann. Ich fühle mich geehrt, ein zweites Mal gefragt worden zu sein, ob ich mich an der Ringvorlesung beteilige. Allerdings kann ich nicht versprechen, dass ich die Erwartungen erfülle, die von 2010 her in mich gesetzt sind. Damals ging es um Sex! Das heutige Thema ist wesentlich trockener: „Der Umgang unserer Kultur mit Behinderung – von der fürsorglichen Internierung zur Teilhabe zum kleinen Preis“.
Ich werde versuchen, den Umgang unserer Kultur mit Behinderung von drei Aspekten aus zu beleuchten: zum Einen vom traditionellen Standpunkt der Fürsorge aus, zum Anderen aus der Warte der Verwertbarkeit, bzw. des gesellschaftlichen Nutzens, und zuletzt aus emanzipatorischer Sicht. Auch wenn es außer Frage steht, sage ich es hier noch einmal: Dies ist eine subjektive, bzw. eine stark von meiner Subjektivität geprägte Darstellung. Jeder dieser drei Aspekte des Umgangs mit Behinderung beeinflusst mein Leben – und das sehr umfassend. So stehen für mich Fürsorge, Verwertbarkeit und Emanzipation für Ausgrenzung, Abwertung und Ermächtigung. Selbstverständlich greifen diese drei Aspekte ineinander und lassen sich nicht einfach einem Schwarz-Weiß/Gut-Böse-Schema zuordnen. Ich bin bemüht, das im Blick zu behalten. Wenn ich gelegentlich trotzdem in meiner Darstellung zu kurz greife oder generalisiere, dann schuldet dies bitte meiner Subjektivität. Weiterlesen