Gastrede vor der Lichtenberger BVV am 23. Juni 2011 zum Antrag der Linksfraktion „Entscheidung zum Sanierungsgebiet Frankfurter Allee Nord als Chance für die Wiedereröffnung des Hubertusbades nutzen“

Sehr geehrter Herr Vorsteher, meine Damen und Herren!

Ich freue mich sehr, heute vor der Bezirksverordnetenversammlung sprechen zu dürfen. Ich spreche aber nicht für mich selbst, sondern für die Initiative „Licht an im Hubertusbad“.

Deshalb möchte ich die Geburtshelfer der Initiative namentlich nennen:

  • Heike und Wolfgang Mattern
  • Christa Jung
  • Eugenia Schatz
  • Uwe Klinghammer
  • Kurt Hemmerlein
  • Reimer Dunkel
  • Bärbel Ambrus
  • Bernd Mentele
  • Volker Blank
  • und meine Person.

Die Initiative ist besonders verankert nördlich und südlich der FA. Das zeigt sich auch im Beitritt des Mieterbeirates FAS zur Initiative, die für uns besonders wertvoll ist.

In der DDR wurden gern historische Linien aufgezeigt, Entwicklungen  die anscheinend zwangsläufig aufeinander folgen, quasi  gesetzmäßig. Ein bisschen erinnerte mich die Begründung zum Antrag der Linksfraktion daran.

Ja, von 1999 – 2003 arbeitete der Förderverein Hupe e.V. sehr engagiert. Auch er war aus einer Bürgerinitiative heraus entstanden. Ja, es  gab das Konzept der Studenten von 2006, hoffentlich hat das Bezirksamt ein Exemplar aufbewahrt, denn der zuständige Lehrbeauftragte der HTW, Herr Salffner teilte mir mit: „Wegen der für alle Beteiligten damals und zwischenzeitlich eingeschätzten Perspektivlosigkeit des Hubertusbad-Projektes sind sowohl bei uns (dies zusätzlich forciert durch einen Umzug), aber auch bei Fach&Werk offensichtlich alle vorhandenen Projektunterlagen „entsorgt“ worden.“

Die derzeitige, neue Situation, entstand, nachdem der Senat die Frankfurter Allee Nord  am 15. März 2011 zum Sanierungsgebiet erklärt hat. Ja, es gibt Vorläufer für die jetzige Bürgerinitiative. Und trotzdem ist es eine Art Neustart, den die Initiative hingelegt hat, das kann man durchaus würdigen. Und wer, wie welches Ziel erreicht, ist noch lange nicht sicher. Das hängt auch vom Engagement der Menschen ab, die heute hier versammelt sind.

Es gab und gibt Unterstützung, herzlichen Dank an Andreas Geisel und Dr. Andreas Prüfer,  es gab und gibt Skepsis, es gab und gibt auseinandergehende Meinungen die zukünftige Nutzung betreffend. Überzeugungsarbeit war hier wie dort notwendig und wird weiter notwendig sein.

Und teilweise war diese Überzeugungsarbeit wohl bereits erfolgreich, denn ich erinnere mich sehr gut an anderes:

Um den 20. Mai herum wird mir aus einer Beratung der Bürgermeisterin berichtet: „Die Bürgermeisterin informiert über die Initiative und sagt: Aber mit Geld könne sich der Bezirk nicht beteiligen.“

Ja. Ja und nein. Es geht um Unterstützung. Es geht um Koordination. Es geht um die Organisation eines Prozesses. Dies kostet auch Geld. Und es ist zugleich wertvoller als „nur Geld“. Es braucht es die Unterstützung des Bezirksamtes!

08. Juni 2011: ein selbsternannter Retter in allen möglichen und unmöglichen Fragen, Mitglied der Linkspartei, spricht auf der Hubertusbadkonferenz konsequent von Heuschrecken, wenn es im mögliche Investoren geht. Wer Investoren für so ein Projekt sucht, sollte vielleicht eine andere Sprache wählen. Oder er sollte offen sagen, dass Investoren nicht willkommen sind.

Noch am 14. Juni 2011 sagt Herr Jürgen Steinbrück auf einer öffentlichen Veranstaltung in der Kultschule in seiner bekannt jovalen Art zu mir:  „Liebe Frau Monteiro, bitte nehmen Sie es nicht persönlich, aber für das Hubertusbad interessiert sich niemand mehr.“ Umso überraschter war ich, als ich vom Antrag der Linksfraktion vom 23. Juni 2011 erfuhr.

Das Hubertusbad interessiert niemanden? Per 15. Juni 2011 hat die Initiative „Licht an im Hubertusbad!“ 1.013 Unterschriften für die Sanierung des Hubertusbades gesammelt. Auf der nächsten ordentlichen BVV-Sitzung am 25. August 2011 wird die Initiative der BVV und dem Bezirksamt die gesammelten Unterschriften übergeben. Und bis dahin wird die Initiative weiter engagiert Unterschriften sammeln.

Ich werde und wurde oft gefragt: Kannst Du garantieren, dass das Bad saniert wird?

Nein! Das kann ich nicht.

Aber ich kann garantieren, dass ich mit ganzer Kraft für die Sanierung kämpfen werde. Und meine Kraft reicht für viele, viele Jahre.

Oft reden wir von „Lichtenberg auf dem Weg zur Bürgerkommune“, die Bürger engagieren sich ja auch.

Ich wünsche mir ein Bürgerengagement, das über das Leisten einer Unterschrift hinausgeht.

Vielleicht finden sich Investoren, vielleicht finden sich Millionen aus dem begrenzten Fördertopf „Sanierungsgebiet FAN“. Die spannende Frage ist aber, was passiert, wenn das Geld nicht reicht oder nicht aus den Sanierungsmitteln bereitgestellt wird?

Und da möchte ich an bürgerschaftliches Engagement in der Historie erinnern.

Vor langer, langer Zeit, im 16. Jahrhundert, haben sich Bürger den Wachdienst an der Stadtmauer geteilt. Dann wurde es ihnen zu lästig, erst hatten einige genug Geld, sich vom Dienst freizukaufen,  sich eine bezahlte Wache leisten zu können, später wurde dieser Wachdienst, die Polizei über Steuern finanziert. Bereits zwei – drei Generationen später dachten die Wachen nicht mehr an diesen Ursprung und an ihren Auftraggeber, sondern sind der Meinung, dass die Bürger ihren Anforderungen Folge leisten müssten, weil ohne sie die Stadt keine Chance zum Überleben hätte. Jahrhunderte hatten wir einen starken Staat, steuerfinanziert. Und seit einigen Jahren rufen wir wieder nach dem Ehrenamt. Und dieses Ehrenamt darf nach meinem Geschmack  etwas mit TUN, Anfassen, gemeinschaftlicher Arbeit zu tun haben.

Wir leben in Zeit von political correctness. Das Sprichwort „Mit dem kann man Pferde stehlen.“, sollte man vielleicht nicht mehr als Kompliment verwenden. Ersatz tut not: Vielleicht sagen zukünftige Generationen stattdessen:

„Mit ihr, mit ihm, mit UNS, mit den LICHTENBERGERN kann man ein Bad – das Hubertusbad – sanieren!“, das wünsche ich mir.