Arbeit und Beschäftigung in Lichtenberg
Wie beschäftigt sich das Bezirksamt eigentlich mit dem Thema Arbeit?
Was macht das Bezirksamt als Arbeitgeber aus?
Was wird von Seiten des Bezirksamtes getan, um die vorhandenen Arbeitsplätze in Lichtenberg zu sichern und um mehr Arbeitsplätze zu schaffen?
Ich habe mir diese Fragen zum Anlass genommen, einmal ausführlich das Thema Arbeit aus Sicht des Bezirkes darzulegen.
Viele Menschen denken beim Thema Arbeit zuerst an Arbeitslosigkeit. Da geht es Lichtenberg so gut wie seit den frühen 1990er Jahren nicht mehr:
Die grüne Linie gehört zu Lichtenberg, die blaue Linie zu Berlin. Seit 2011 liegen wir unterhalb der Berliner Arbeitslosenquote – und der Abstand wird immer größer. Die Quote sieht im historischen Verlauf gut aus. So waren zum Jahresende 2015 im Bezirk lediglich 9,1 Prozent Menschen ohne Arbeit. Trotzdem bedeutet dieser Erfolg, dass knapp ein Zehntel der arbeitsfähigen Menschen in Lichtenberg arbeitslos ist. Das sind immer noch viel zu viele. Vor allem diejenigen bleiben auf der Strecke, die gering qualifiziert sind oder deren Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt ist. Außerdem gibt es Menschen, die zwar arbeiten möchten, es aus unterschiedlichen Gründen aber nicht können oder gar dürfen – und somit auch nicht in der Statistik vorkommen.
Und während die Arbeitslosenquote so gering ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr, fällt es den Unternehmen immer schwerer, qualifiziertes Personal zu finden. Am Ende dieses Beitrages finden Sie deshalb eine Aufstellung von offenen Stellen hier in Lichtenberg, die mir Lichtenberger Unternehmen zugesandt haben. Hierbei zeigt sich: Qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können gerade in technischen Berufen oft schnell eine neue Arbeit finden.
Und auch das Bezirksamt selbst ist ein starker und attraktiver Arbeitgeber. Wir sind mit rund 2.000 Beschäftigten eines der größten „Unternehmen“ im Bezirk. Nur die BVG beschäftigt auf ihren Lichtenberger Betriebshöfen noch mehr Menschen. Bei uns arbeitet vorwiegend Verwaltungspersonal, aber wir beschäftigen auch Menschen in medizinischen, technischen und sozialen Berufen. Dazu kommen IT-Fachkräfte, Bibliothekare/-innen, Gärtner/-innen und Schulhausmeister/-innen – ein breit gefächertes Berufsspektrum, damit wir all unsere vielfältigen Aufgaben erfüllen können. Dementsprechend finden Sie in der Liste der Stellenangebote auch einige Ausschreibungen des Bezirksamtes.
Sicher wissen Sie, dass Lichtenberg sich als erster Berliner Bezirk mit dem zertifizierten Titel „Familiengerechte Kommune“ schmücken darf. Und so halten wird als Arbeitgeber natürlich auch ein umfangreiches Angebot bereit, das unsere Beschäftigten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützt. Dazu gehören vor allem flexible Arbeitszeit- und Teilzeitmodelle, die mit den Beschäftigten vereinbart werden. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement bietet Seminare und Sportkurse an. Uns liegt viel daran, dass sich unserer Beschäftigten persönlich und fachlich weiter entwickeln können. Wir unterstützen und begleiten Führungs- und Nachwuchsführungskräfte und bieten Möglichkeiten zu Teamworkshops an.
Das Bezirksamt ist auch Ausbildungsbetrieb für die Ausbildungsberufe Verwaltungsfachangestellte/r, Gärtner/-in, Fachangestellte/r für Medien – und Informationstechnik, Vermesser/in und Altenpfleger/in.
Wir werden unserer Verantwortung als Arbeitgeber und politischer Weichensteller gerecht.
Damit in Lichtenberg noch mehr Arbeitsplätzen geschaffen werden können, sichern wir unsere Gewerbegebiete als Grundlage von Arbeitsplätzen. Bereits im vergangenen Newsletter hatte ich das Engagement unserer Mitarbeiterinnen von der Wirtschaftsförderung beschrieben.
Gänzlich neu aufgelegt haben wir das Bezirkliche Bündnis für Wirtschaft und Arbeit – kurz: BBWA.
Das Bündnis gab es in unterschiedlichen Versionen bereits in der Vergangenheit. Mir persönlich war es allerdings etwas zu statistisch. Wir haben im letzten Jahr begonnen, das Bündnis neu zu beleben. Mit Erfolg. Schon in wenigen Wochen konnten 31 Mitgliedsunternehmen gewonnen werden. Sie haben sich auch wegen der modernisierten Struktur dazu entschieden mitzumachen. Es gibt jetzt eine aktive Mitgliederversammlung, aus der heraus die Mitglieder selbst Ideen erarbeiten, mit denen neue Arbeitsplätze geschaffen und die vorhandenen gesichert werden können. Diese Beteiligung motiviert die Unternehmen auch, neue Ideen umzusetzen. So entstehen künftig sehr praxisnahe Projekte mit großen Chancen auf Weiterbeschäftigung oder vermittlung nach Projektende. Neben den Unternehmen beteiligen sich daran auch Lichtenberger Hochschulen, Organisationen aus dem Bereich der Inklusion, Gleichstellung und Migration sowie Träger der Jugendhilfe mit ihrem Know-how.
Die Mitgliederversammlung wird sich nun in Arbeitsgruppen organisieren und erste Vorschläge erarbeiten. Wir als Bezirksamt haben dazu vier Handlungsfelder erarbeitet:
1. Familiengerechte Arbeitsmarktpolitik
2. Gesundheit und Beschäftigung
3. Ökologie und Tourismuswirtschaft
4. Bildung und lebensbegleitendes Lernen zur Stärkung der lokalen Wirtschaft
Diese werden wir mit den Bündnismitgliedern diskutieren und gemeinsam Ideen entwickeln. Das Bezirksamt unterstützt dann bei der Vermittlung passender Fördermittel und bringt geeignete Partner zusammen. Einer dieser Partner – nicht nur im BBWA – ist das Lichtenberger Jobcenter. Daher freue ich mich auch, dass die Geschäftsführung folgenden Gastbeitrag beisteuert:
Gastbeitrag des Jobcenters Lichtenberg
Der Arbeitsmarkt in Berlin entwickelt sich positiv. Mehr als 12.000 arbeitslose Menschen aus Lichtenberg haben in 2015 eine neue Beschäftigung oder eine Ausbildung aufgenommen. Allerdings profitieren nicht alle Arbeitssuchenden gleichermaßen von diesem positiven wirtschaftlichen Trend. Gerade Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, geringer Qualifikation, Alleinerziehende sowie langzeitarbeitslose und lebensältere Menschen benötigen individuelle, passgenaue Unterstützung.
Von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffene sind oft entmutigt. Hier setzt das Aktiv-Team des Jobcenters Berlin Lichtenberg an. Neben der Orientierung an den Stärken der arbeitslosen Menschen steht die intensive assistierte Vermittlung im Vordergrund. Die Teilnahme ist freiwillig. Dort ist auch die Umsetzung des ESF-Bundesprogrammes zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Menschen in den Arbeitsmarkt angesiedelt.
Auch eine abschlussorientierte Weiterbildung kann sinnvoll sein. Für viele Menschen ist das erneuteLernen eine große Herausforderung. Das Jobcenter Berlin Lichtenberg verfügt über ein in Berlin bisher einzigartiges Team. Die Besonderheit dieses Angebots besteht darin, dass jedem dieser Teilnehmer ein direkter Ansprechpartner – ein sogenannter Qualifizierungsbegleiter – zur Seite gestellt wird.
Darüber hinaus bietet das Jobcenter Berlin Lichtenberg auch spezielle Beratung für schwerbehinderte Menschen an. In Zusammenarbeit mit vielen Partnern im Bezirk werden spezifische Unterstützungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen angeboten: Diese reichen vom Einzelcoaching bis hin zu Angeboten für assistierte Ausbildung.
Herr Neumann, Geschäftsführer des Jobcenters Berlin Lichtenberg, betont: „Für komplexe Probleme gibt es keine einfachen Lösungen. Es sind vor allem lokale Strategien mit allen relevanten Partnern vor Ort, die Erfolg versprechen.“
Das Jobcenter ist auch dieses Jahr wieder aktiv bei der Ausbildungsmesse dabei, die gemeinsam mit dem Bezirk Pankow organisiert worden ist. In diesem Jahr wird die Messe am 25. Mai im Hohenschönhausener Sportforum ihre Tore für die angehenden Schulabgänger und Nachzügler vom letzten Jahr öffnen. Interessierte Unternehmen können sich noch bis Ende April anmelden. Im letzten Jahr waren insgesamt 86 Aussteller beteiligt, darunter 50 Unternehmen. Ich denke, in diesem Jahr werden es angesichts der zunehmenden Nachfrage nach qualifizierten Bewerbern noch mehr Unternehmen werden.
Auch an anderen Stellen wollen wir aktiv ein Klima für mehr und bessere Arbeitsplätze schaffen. So unterstützen wir den Equal Pay Day, der jedes Jahr auf die noch immer bestehenden Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern aufmerksam macht. Dieses Jahr ist der Equal Pay Day am 19. März. Das Datum markiert den Tag, an dem Männer im laufenden Jahr erst anfangen müssten zu arbeiten, um auf denselben Jahreslohn wie Frauen zu kommen.
Das Bezirksamt beteiligt sich auch traditionell am Girls‘ Day. Dabei begleiten junge Frauen die Stadträte und mich einen Tag lang und lernen dabei sowohl die Arbeit in der Verwaltung als auch die Arbeit einer Politikerin oder eines Politikers kennen. Damit soll bei den Frauen das Interesse an diesen Berufen geweckt werden. Der nächste Girls‘ Day ist am 28. April.
Am 29. Februar habe ich die Ausstellung „Warum Minijob? Mach mehr draus!“ des Modellprojektes Joboption Berlin in der Möllendorffpassage eröffnet. Darin werden die Nachteile von 450-Euro-Jobs sowohl für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aufgezeigt.
Viele Arbeitsplätze entstehen derzeit in den Unterkünften für Geflüchtete. Zu jeder eröffneten Unterkunft gehört Personal, das sich aus einem festgelegten Schlüssel aus Sozialarbeitern, Wachschützern und Verwaltung zusammensetzt. Hinzu kommen Aufträge und damit Arbeitsplätze bei Dienstleistern für die Essensversorgung und die Reinigung. Allein in der größten Lichtenberger Unterkunft in der Ruschestraße sind binnen kurzer Zeit rund 50 Arbeitsplätze entstanden. Langzeitarbeitslose mit Migrationshintergrund sind zunehmend als Sprachexperten und Kulturvermittler gefragt. Mit Unterstützung von Senat und Jobcenter werden in Lichtenberg 14 Integrationsassistenten eingestellt, die mit ihren Sprachkenntnissen die Geflüchteten beispielsweise bei Behördengängen unterstützen. Auch das bereits bestehende Programm für die so genannten Integrationslotsen wurde von sechs auf 12 Stellen verdoppelt. Aber auch für Menschen, die bereits in Arbeit sind, verbessern sich die Bedingungen: Der Markt für Sozialarbeiter und Erzieher ist in Deutschland leergefegt. Das macht sich bei Gehalts- und Tarifverhandlungen bereits bemerkbar.
Auch für Langzeitarbeitslose gibt es Unterstützungsmöglichkeiten seitens des Jobcenters, unter anderen die so genannten FAV-Stellen. FAV steht für „Förderung von Arbeitsverhältnissen“ und ist ein Programm, das Lohnzuschüsse für neu eingestellte Langzeitarbeitslose vergibt. Mit diesem Programm wurden 2015 in Lichtenberg 15 Hausmeisterassistenten an unseren Schulen eingestellt. Für 2016 sollen diese Stellen nicht nur verlängert, sondern sogar auf 20 Stellen aufgestockt werden. Auch die bereits erwähnten 14 Integrationsassistenten werden aus diesem Topf finanziert. Weitere 17 Menschen werden darüber für unsere Mobilitätshilfedienste und neun Menschen für den VBB-Begleitservice eingestellt. Außerdem bekommen diverse soziale Träger 31 dieser Stellen zur Unterstützung ihrer Arbeit. Insgesamt profitieren also 91 ehemals Langzeitarbeitslose von FAV.
Trotz allem: die Zahl der Arbeitslosen in unserem Bezirk und ganz Berlin ist noch immer zu hoch. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ich möchte all diejenigen, die gerade Arbeit suchen, in ihrem Durchhaltewillen bestärken. Bleiben Sie dran, nutzen Sie die Chancen, die sich Ihnen bieten. Wenn Sie nach dutzenden Bewerbungen keine Antwort erhalten, versuchen Sie einen anderen Weg. Machen Sie sich bekannt, verstecken Sie sich nicht zu Hause. Ich unterstütze Sie gern und wünsche allen Lichtenbergerinnen und Lichtenbergern eine gute berufliche Zukunft. Vielleicht kann ja die eine oder andere Stellenanzeige dazu beitragen: Hier finden Sie die Stellenanzeigen! (Stand: 1. März 2016)