Vergangene Woche hatte ich zusammen mit meiner Kollegin Frau Obermeyer einen außergewöhnlichen Antrittsbesuch in Karlshorst. Eingeladen hatten der Schulleiter der dort seit 2009 ansässigen Imam-Schule und der Vorsitzende des Trägervereins Semerkand. Gemeinsam zeigten sie uns die Räumlichkeiten – von den Seminarräumen und der Küche im Erdgeschoss bis zum großen Saal im Obergeschoss.
Für mich war es ein sehr eindrücklicher Besuch. Der Unterricht konzentriert sich in weiten Teilen auf Sprachunterricht in Deutsch, Türkisch und Arabisch und natürlich das Koranstudium. Durch die drei Sprachen sind die Imame später in der Lage, ihre Gemeinde umfassend anzusprechen, da die muslimische Community in Deutschland je nach Herkunft nunmal in diesen drei Sprachen spricht. Darüber hinaus gibt es u.a. auch eine Kunst- und diverse Sport-AGs, denen man sich nach dem Pflichtunterricht widmen kann. Der Kunst-AG konnte ich live zuschauen, wie sie ein Bild auf einer Wasseroberfläche gemalt haben. Am Ende wurde vorsichtig Papier darübergelegt, wodurch die Farbe am Papier hängen blieb und so das Kunstwerk entstand.
Interessant war der Ansatz der Schule, die Imame insbesondere für die Jugendarbeit in der Gemeinde zu befähigen. In der Ausbildung geht es nicht nur um das sattelfeste Rezitieren und Interpretieren des Korans, sondern eben auch um Gemeindearbeit im sozialarbeiterischen Sinne. Erreicht wird das durch Praktika direkt in den Moscheen. Die Grundfrage ist dabei, wie man die Jugendlichen „von der Straße holt“. Das war auch die Motivation des Trägervereines, das Institut Buhara aufzubauen. Die bisher meist aus der Türkei kommenden Imame finden keinen richtigen Zugang zu den Jugendlichen.
Die Schule hat momentan um die 40 Schüler, die durch den Internatsbetrieb die meiste Zeit im Gebäude selbst verbringen. Das ist für einen Internatsbetrieb zwar völlig normal, hindert die Nachbarschaft aber daran das Haus und seine Schüler kennenzulernen. Hier greifen leider Resentiments und Ängste ineinander, wenn das Institut aufgrund von Vandalismus einen hohen Zaun zieht und die Nachbarn dies als Abschottung auffassen und skeptisch werden. Umso froher bin ich, dass die Imamschule schon von Beginn an zu besonderen Anlässen in ihr Haus einlädt. So sind am Freitag, 8. Mai alle Bürgerinnen und Bürger zu einem Tag der offenen Tür eingeladen und ich kann nur jedem empfehlen, sich das anzuschauen.
Mir hat es jedenfalls sehr gefallen und ich werde das Institut in Zukunft gerne unterstützen.