Matthias Vernaldi stellte mir als Gastbeitrag für meine Homepage seinen Vortrag zur Verfügung, den er im Rahmen der Ringvorlesung „Behinderung ohne Behinderte?! Perspektiven der Disability Studies“, Universität Hamburg, am 14.05.2012 hielt: Der Umgang unserer Kultur mit Behinderung – von der fürsorglichen Internierung zur Teilhabe zum kleinen Preis

Sehr verehrte Hörer, liebe Leute,

es freut mich sehr, dass ich heute hier stehen kann. Ich fühle mich geehrt, ein zweites Mal gefragt worden zu sein, ob ich mich an der Ringvorlesung beteilige. Allerdings kann ich nicht versprechen, dass ich die Erwartungen erfülle, die von 2010 her in mich gesetzt sind. Damals ging es um Sex! Das heutige Thema ist wesentlich trockener: „Der Umgang unserer Kultur mit Behinderung – von der fürsorglichen Internierung zur Teilhabe zum kleinen Preis“.

Ich werde versuchen, den Umgang unserer Kultur mit Behinderung von drei Aspekten aus zu beleuchten: zum Einen vom traditionellen Standpunkt der Fürsorge aus, zum Anderen aus der Warte der Verwertbarkeit, bzw. des gesellschaftlichen Nutzens, und zuletzt aus emanzipatorischer Sicht. Auch wenn es außer Frage steht, sage ich es hier noch einmal: Dies ist eine subjektive, bzw. eine stark von meiner Subjektivität geprägte Darstellung. Jeder dieser drei Aspekte des Umgangs mit Behinderung beeinflusst mein Leben – und das sehr umfassend. So stehen für mich Fürsorge, Verwertbarkeit und Emanzipation für Ausgrenzung, Abwertung und Ermächtigung. Selbstverständlich greifen diese drei Aspekte ineinander und lassen sich nicht einfach einem Schwarz-Weiß/Gut-Böse-Schema zuordnen. Ich bin bemüht, das im Blick zu behalten. Wenn ich gelegentlich trotzdem in meiner Darstellung zu kurz greife oder generalisiere, dann schuldet dies bitte meiner Subjektivität. Weiterlesen

Laudatio anlässlich der Verleihung des Generationenpreises für das Ehrenamt an Dagmar Olschewsky, Michael Tenz und Karin Wanzlick auf dem Jahresempfang der SPD-Lichtenberg am 11.05.12

11.05.12_III

„Sehr geehrte Anwesende,

der letzte Preis des heutigen Abends beweist, dass Engagement nicht an ein bestimmtes Alter gebunden ist. 218 Lebensjahre werfen meine 3 Preisträger gemeinsam in die Waagschale.

 

Ich spreche von Dagmar Olschewsky, die heute leider nicht hier sein kann. Von Michael Tenz und Karin Wanzlick. Zwei Frauen und ein Mann. Die verschiedener kaum sein können. Verbunden im gemeinsamen Engagement.

 

Dagmar Olschewsky:

Die Heizerin, die ein Arbeitsleben lang in einem Heizölkeller tätig und dabei trotzdem keine Exotin war. 3-4 Frauen arbeiteten mit ihr gemeinsam dort. Der Vater war Sozialdemokrat, Dagmar selbst seit 1956 SPD-Mitglied.

 

Michael Tenz:

Selbständiger. 15 Jahre lang Besitzer des Imbisses am Kaiserdamm. Danach 16 Jahre Chef des größten Berliner Hallentrödelmarktes in der Arena in Treptow. Weiterlesen

Pilgertour nach Ahrensfelde

Waren die Pilgerwege des Mittelalters barrierefrei? Sie waren es nicht. Und trotzdem pilgerten damals besonders viele Krüppel, wie man Menschen mit Behinderung nannte. Sie machten sich auf den Weg, um Heilung von ihren Leiden zu finden.  Heute erwarten sie nicht Heilung, sondern fordern zu Recht Barrierefreiheit. Denn Deutschland ratifizierte die UN-Behindertenrechtskonvention bereits im Jahr 2009. Am Tage unserer Pilgertour funktionierte zwar der Aufzug am S-Bahnhof Köpenick, dem Ausgangspunkt unserer Pilgertour –  aber nicht in Karlshorst, wo ein an der Tour teilnehmender Rollstuhlfahrer die S-Bahn nehmen wollte. Hier wäre für ihn die „Tour“ zu Ende gewesen, wenn nicht Menschen den Rollstuhl die Bahnhofstreppe hinaufgetragen hätten.

Gemeinsam Barrieren überwinden: das war auch das Motto dieser Pilgertour. Weiterlesen